Pflanzen-Steckbrief: Das Johanniskraut

Es ist noch gar nicht so lange her, da war das Johanniskraut Arzneipflanze des Jahres. In diesem Jahr ist es noch einmal gekürt worden: der Verein NHV Theophrastus hat das Echte Johanniskraut zur Heilpflanze des Jahres 2019 ernannt! Ein guter Grund für mich, diese besondere Pflanze in diesem Jahr im Rahmen der Neun-Pflanzen-Ausbildung genauer unter die Lupe zu nehmen und hier schon einmal vorzustellen.

Das Echte Johanniskraut ist eine Heilpflanze für die heutige Zeitqualität, in der wir leben. Kaum eine andere Pflanze vermittelt den sonnigen und wärmenden Aspekt so intensiv wie das leuchtend gelbe Johanniskraut. Die Blüte mit ihren vielen Staubblättern sieht wie eine Sonne aus. „Sonnenwendkraut“ wird es auch genannt, denn das Johanniskraut fängt um den 21. Juni herum an zu blühen. In den alten Bräuchen zur Sommersonnenwende hatte das Johanniskraut eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit dem Beifuß wurde es bei dem Sprung über das Feuer als Gürtel getragen, um gereinigt und gesund in die zweite Jahreshälfte zu springen.

Heute kann uns das Johanniskraut als Heilpflanze die Sonne in das Leben bringen. Es wird bei Depressionen, Angst- und Unruhezuständen, Erschöpfungszuständen, aber auch bei vielen Nerven- und Hauterkrankungen eingesetzt. Das Rotöl sollte in keiner Hausapotheke fehlen. Wie es hergestellt wird, findest du ganz unten in diesem Beitrag.

Erkennungsmerkmale und Verwechslungsgefahren

Das Johanniskraut gehört zu den Johanniskrautgewächsen und blüht um den 21. Juni herum. Meist können wir es noch bis in den September hinein ernten. Bei uns kommen etwa 10 verschiedene Arten vor. Das Echte Johanniskraut erkennst du an seinem Stängel. Er hat zwei längslaufende Leisten und fühlt sich dadurch leicht oval und kantig an. Die Pflanze wird ca. 60 cm hoch. Die gelben Blüten stehen in einer traubig zusammengesetzten Trugdolde, haben fünf grüne Kelch- und fünf gelbe Kronblätter sowie viele, lange Staubblätter. Die Blütenblätter und die gegenständigen, eiförmigen Blätter am Stängel sind drüsig punktiert. In den gelben Blütenblättern erscheinen die drüsigen Ölbehälter durch das darin enthaltene dunkelrote Hypericin fast schwarz. Wenn man die Blüten zwischen den Fingern zerreibt, färbt sich der Finger blutrot.

Manchmal heißt es, dass das Johanniskraut mit dem Jakobs-Greiskraut verwechselt werden kann. Das Greiskraut ist ein Korbblütengewächs, die Blüten haben deutlich mehr Blütenblätter (Zungen- und Röhrenblüten). Zudem sind die Blätter fiederspaltig, der Stängel ist kantig und oft rot überlaufen. Zur Not immer den Fingertest machen: wenn es das Johanniskraut ist, dann tritt beim Zerreiben der Blüten der rote Saft aus!

Verwendung als Heilkraut

Bevor die Wissenschaft das Johanniskraut intensiv erforschte und viele Wirkungen nachweisen konnte, wurde es bereits in der Volksheilkunde umfassend angewendet. Die Hauptwirkstoffe im Johanniskraut, das Hypericin und Hyperforin, sind für die stimmungsaufhellende Wirkung zuständig. So wird das Johanniskraut bei depressiven Verstimmungen, leichten Depressionen, Angstzuständen, Stress, innere Unruhe und Erschöpfungszuständen eingesetzt. Also ein helfendes Kraut für viele unserer aktuellen psychisch bedingten „Volkskrankheiten“. Die standardisierte Anwendung erfolgt mit Fertigarzneimitteln wie Dragees und Tabletten. Doch auch der regelmäßige Genuss von Johanniskrauttee kann uns in dunklen Zeiten unterstützen. Für einen Tee wird ein Teelöffel Johanniskraut mit einer Tasse heißem Wasser übergossen und 7 Minuten ziehen gelassen. Täglich können 2 bis 3 Tassen davon getrunken werden, um die stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung spüren zu dürfen.

links Ringelblumenöl, rechts das Rotöl

Äußerlich ist das Johanniskrautöl (auch „Rotöl“ genannt) eine wertvolle Hilfe bei vielen Erkrankungen und Beschwerden. Es hilft bei sehr trockener und schuppiger Haut, lindert so Begleiterscheinungen bei Neurodermitis. Es hilft bei Prellungen, Quetschungen, Verstauchungen, Blutergüssen oder Verbrennungen mit seinen entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften. Es dient der Wundrand- und Narbenpflege, hilft bei Verbrennungen, Sonnenbrand und Schürfwunden. Als Einreibung lindert es Nervenschmerzen, Krampfadern und Verspannungen. Auch innerlich kann das Rotöl eingenommen werden, z. B. gegen Verdauungsbeschwerden oder auch zur Stimmungsaufhellung. Das Rotöl sollte in keiner Hausapotheke fehlen! 

Neben- und Wechselwirkungen

Da das Johanniskraut so umfassend erforscht ist, sind auch viele Neben- und Wechselwirkungen bekannt. Da das Johanniskraut die Sonnenempfindlichkeit der Haut erhöht, sollten empfindliche Menschen im Sommer die direkte Sonnenbestrahlung eher meiden. Nach der äußerlichen Anwendung sollte die Haut für 6 – 8 Stunden nicht der Sonne ausgesetzt werden. Doch bedenke: Gerade diese „Nebenwirkung“ macht das Johanniskraut im Winter zu einer wunderbaren Pflanze, um mit der dunklen Jahreszeit zurecht zu kommen. Denn die wenigen Sonnenstrahlen, die wir im Winter bekommen und so sehr brauchen, können dank der innerlichen Einnahme vom Johanniskraut viel besser über die Haut aufgenommen werden.

Es sind zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt. So kann z. B. die Wirkung von Antidepressiva oder der Anti-Baby-Pille durch die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut herabgesetzt bis hin zu „aufgehoben“ werden. Wer also gleichzeitig andere Medikamente einnimmt, sollte beim Gebrauch vom Johanniskraut unbedingt ärztlichen Rat einholen!

 

Rezept: Rotöl (Johanniskrautöl)

Zutaten: 
Frische Johanniskraut-Triebspitzen mit vielen Blüten (aufgeblühte, aber auch die Knospen), Olivenöl, ein großes Einmachglas.

Zubereitung und Anwendung:
Blätter und Blüten von den Stängeln zupfen, anquetschen und in das Einmachglas geben. Das Glas sollte etwa halbvoll mit Blüten und (weniger) Blättchen gefüllt sein. Nun das Glas bis zum Rand mit Olivenöl (Bio-Qualität!) aufgießen. Sechs Wochen an einem sehr sonnigen Ort (ich stelle es gerne auf die Terrasse) ziehen lassen. Wenn sich das Öl rubinrot gefärbt hat, kann es abgefiltert werden. Dunkel gelagert hält es bis zu zwei Jahren.

Das Rotöl kann innerlich zur Stimmungsaufhellung eingenommen werden (1 – 2 TL pro Tag, bitte Nebenwirkungen beachten!).

Äußerlich hilft es bei Verrenkungen, Muskel- und Nervenschmerzen, Neuralgien, Wundrand- und Narbenpflege, bei Verbrennungen (auch Sonnenbrand) und Ohrenschmerzen. Empfindliche Menschen sollten nach der äußerlichen Anwendung die entsprechenden Körperzonen für 6 – 8 Stunden nicht der Sonne aussetzen.

Rezept: Massageöl

Zutaten:
50 ml Rotöl, 50 ml Sesamöl und je 5 Tropfen ätherisches Rosmarin- und Lavendelöl.

Zubereitung und Anwendung:
Alle Zutaten mischen und in eine dunkle Flasche geben. Das Massageöl kann nach dem Duschen oder Baden auf die noch feuchte Haut einmassiert oder auch bei der Massage verwendet werden (besonders Rücken, Nacken, Füße). Es wirkt ungemein entspannend auf Nerven und Muskeln, verwöhnt unsere Haut und unsere Sinne! Empfindliche Menschen sollten 6 – 8 Stunden nach der Anwendung die Haut nicht der Sonne aussetzen.


Hinweis:
Die hier angegebenen Anwendungsbeispiele und Rezepturen ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung.